Ein zentraler Punkt im modernen, agilen Recruiting ist die Einbindung des Teams in den gesamten Auswahlprozess. Die Akzeptanz für „den Neuen“ ist eine ganz andere, wenn das Team von Beginn an mit eingebunden ist.
Es gibt es einen wichtigen Grund, warum das Team in das Recruiting einzubinden ist: Das Team darf zukünftig mit dem neuen Kollegen zusammenarbeiten! Durch einen gemeinsamen, durch das Team gestützten Auswahlprozess können vor allem zwei Dinge gewonnen werden:
- einen besseren Blick darauf, wen es wirklich braucht, welche Fähigkeiten und Kompetenzen notwendig und bereichernd sind,
- das Team-fit-Interview, wie gut passt der Neue zur Kultur des Unternehmens und des Teams.
Recruiting ist auch Teamentwicklung
Das Phasenmodell der Teamentwicklung nach Tuckman unterteilt den Prozess der Teambildung und -entwicklung in folgende vier Phasen: Forming, Storming, Norming und Performing. Das lässt sich wunderbar auf den Recruitingprozess übertragen!
1. Wird eine offene Stelle besetzt, stößt das den Teambildungsprozess neu an. So kann das aktive Einbinden des Teams in die Bedarfsanalyse als Forming angesehen werden. Bereits zu diesem frühen Zeitpunkt setzt sich das Team mit dem zukünftigen, neuen Teammitglied auseinander. Fragen wie „Was ist zu tun?“ oder auch „Wo stehe ich?“ schwingen bei jeder Neueinstellung mit. In dieser Phase ist es Aufgabe der Führung, Orientierung und Sicherheit zu geben.
2. Ist das Bild des neuen Kollegen geschärft, kann es zu Konflikten kommen. Die Stormingphase beginnt. Jeder Personalaufbau und jede Neuaufteilung von Aufgaben ist auch mit Ängsten verbunden. „Welchen Einfluss hat die Neueinstellung auf meine Entwicklung?“ oder auch „Werde ich mittelfristig durch den Neuen ersetzt?“
3. In der Normingphase ist die Bedarfsanalyse beendet und das Zielbild für den neuen Kollegen steht. Wenn alles gut gelaufen ist, sind die Konflikte aus den vorherigen Phasen beigelegt und gemeinsam im Team geht man auf die Suche nach einem neuen Kollegen und ist bereits jetzt positiv gestimmt auf die zukünftige gemeinsame Zusammenarbeit. Durch die aktive Einbindung des Teams in einen so bedeutsamen Prozess, wie den der Personalauswahl, nimmt das „Wir“-Gefühl stark zu, die Motivation steigt.
4. Die klassische Teambildungsphase startet mit dem ersten Arbeitstag des neuen Kollegen erneut. Sicherlich werden hier die drei ersten Phasen nochmals durchlebt, bevor die gewünschte Performingphase erreicht wird. Durch die gemeinsame Suche und Auswahl verkürzt sich jedoch diese Zeit des Onboardings enorm, ungewünschter Anfangsfluktuation wird entgegengewirkt.
Teams schneller den Weg in die Leistungsfähigkeit ebnen
Mithilfe des Tuckman-Modells werden bereits einige positive Effekte sichtbar. Tatsächlich verbirgt sich hinter agilem Recruiting auch ein aktiver, gelebter Prozess der Transformation. Durch das Einbinden des Teams in den gesamten Recruitingprozess wird Verantwortung auf die Mitarbeiter übertragen und besonders zu Beginn, in der Bedarfsanalyse, Raum für Offenheit und Transparenz gegeben und gefordert. Natürlich ist es wichtig, an dieser Stelle schrittweise vorzugehen und nur so viel Verantwortung und Mitbestimmung zu übertragen, wie vom jeweiligen Team getragen werden kann.
Mehr erfahren?
In seinem Buch „Agiles Recruiting“ zeigt Jens Olberding, wie sich die Qualität des Recruiting durch die Einbindung der suchenden Teams erhöhen lässt.