Die Themen Achtsamkeit und psychologische Sicherheit haben sich in den letzten Jahren immer stärker zu zentralen Elementen einer wirtschaftlich erfolgreichen und gesunden Unternehmenskultur entwickelt. Während Achtsamkeit Mitarbeitenden hilft, mit Arbeitsanforderungen besser umzugehen, schafft psychologische Sicherheit ein Umfeld, in dem Feedback und Ideen ohne Angst geäußert werden können.
Doch Vorsicht: Diese Aspekte dürfen nicht als Feigenblatt für wachsende Arbeitsverdichtung und zweckrationale Produktivitätssteigerung missbraucht werden. Vor allem Führungskräfte müssen sich mit den dahinterliegenden Konzepten ernsthaft und authentisch auseinandersetzen.
Psychologische Sicherheit bedeutet, dass Mitarbeitende offen über Fehler und Bedenken sprechen können, ohne negative Folgen befürchten zu müssen. Untersuchungen zeigen, dass Teams mit hoher psychologischer Sicherheit erfolgreicher und kreativer sind. Ein Beispiel dafür ist Google’s Project Aristotle, das psychologische Sicherheit als entscheidenden Erfolgsfaktor identifizierte.
Achtsamkeit ermöglicht es, präsent zu bleiben und mit Stress bewusst umzugehen. Unternehmen wie SAP bieten Achtsamkeitstrainings an, die Mitarbeitenden helfen, fokussierter und resilienter zu arbeiten.
Kein Feigenblatt für Produktivitäts- und Effizienzsteigerungen
Achtsamkeit und psychologische Sicherheit dürfen nicht als „Wellness-Feigenblatt“ für höhere Produktivität missbraucht werden. Mitarbeitende durchschauen schnell, wenn Fürsorge lediglich der Produktivitätssteigerung dient, was zu Frustration und Zynismus führen kann. Authentische Maßnahmen sind nötig, um den Wert dieser Konzepte zu realisieren.
Wenn Unternehmen Meditations-Apps bereitstellen oder Achtsamkeitsseminare anbieten, ohne die Ursachen für erhöhte Belastungen wie hohen Krankenstand oder Teamkonflikte zu adressieren, bleibt die Wirkung oberflächlich oder kontraproduktiv.
Für eine authentische Auseinandersetzung mit den beiden Themengebieten und eine konkrete Umsetzung glaubwürdiger Maßnahmen können die folgenden Anregungen dienen.
- Ursachen klären: Führungskräfte und Mitarbeitende sollten gemeinsam positive und negative Aspekte des Arbeitsumfelds reflektieren.
- Feedback-Kultur fördern: Regelmäßige, ehrliche Feedback-Runden stärken Vertrauen und Offenheit.
- Ungeteilte Arbeitszeit: Konzentrationszeiten ohne Unterbrechungen fördern Deep Work und kreative Teamarbeit.
- Fehler als Lernchance nutzen: Fehler sollten als Wachstumschancen angesehen und offen besprochen werden.
- Realistische Ziele setzen: Anforderungen müssen zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden abgestimmt werden.
Wertschätzung als Fundament
Achtsamkeit und psychologische Sicherheit bilden das Fundament für eine Arbeitskultur, in der Selbstwirksamkeit erlebbar wird. Führungskräfte, die diese Werte ernsthaft verankern, fördern Innovation und Stabilität und tragen so zum langfristigen Erfolg und Fortbestand des Unternehmens bei.
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