Eine Leistungskultur, auch bekannt unter dem Begriff „performance-driven culture“ oder „high-performance culture“, ist der Wunsch eines jeden Unternehmens. Gerade in Zeiten von Fachkräftemangel ist der Ruf nach Spitzenleistung überall zu hören. Die Sache hat nur einen Haken, die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen haben keine Lust mehr auf „company first“, „family second“. Sie möchten Arbeit und Lebensgenuss.
Warum wir eine neue Leistungskultur brauchen
Höher, schneller, weiter. Eine Leistungskultur mit vielen Facetten. Always on, 24/7 Bereitschaft für die Firma zu zeigen, entwickelten sich zum unausgesprochenen „must do“. Ständig auf der Suche nach Optimierung und Rationalisierungsmöglichkeiten, hetzten die Führungskräfte von einem Projekt zum anderen. Echte Führungsarbeit hat nicht stattgefunden. Auf der anderen Seite haben viele Menschen von der alten Leistungskultur, der sogenannten „Hustle Culture“, profitiert und sind zu Wohlstand gekommen. Ein gutes Leben, großzügige monetäre Leistungen, das Versprechen von einer steilen Karriere, Ansehen, Macht und Statussymbole erhielten die Fleißigen, hart Arbeitenden als Gegenleistung für die verlorene Freizeit. Gesundheitliche Probleme, der Verlust von Freundschaften oder sogar die Abkehr der Familie entpuppten sich als Nebenwirkungen, die man entweder als bittere Pille schluckte, oder man stieg aus. Nur wenige hatten den Mut und wagten diesen Schritt. Zu angenehm war das Gefühl von Geld und Macht. Vor allen Dingen die Macht, alles kontrollieren zu können.
Viele Indikatoren, ähnlich wie bei der New-Work-Bewegung, zeigen sich zunehmend als Treiber einer neuen Leistungskultur: Es sind die Quiet Quitter – können aber nicht wollen, ein Phänomen, das in allen Generationen vertreten ist; dann die Einstellung der Menschen möglichst schnell, ohne viel Anstrengung, eine Menge Geld zu verdienen, um mit spätestens 40 Jahren in der Hängematte zu liegen; die Digitalisierung und New Work machen deutlich, dass die alte Leistungskultur tiefgründige Risse bekommen hat, die kaum zu reparieren sind.
Der Mensch – eine Kennzahl im Finanzreport
Kennzahlen ersetzten echte Führungsarbeit. Der Mensch war lediglich ein Posten im Dashboard, berechnet als Human Capital, für das Finanzwesen eine wichtige Kennzahl. Sie zeigte auf, ob sich die Investition in den Produktionsfaktor Mensch rechnete. Beurteilungssysteme oder Mitarbeiterzufriedenheit-Analysen dienten lediglich dazu, Optimierungsbedarf aufzuzeigen. Der Mensch mit seinen individuellen Bedürfnissen stand nicht im Zentrum des Interesses, sondern die Beeinträchtigung seiner Leistung. Willkürlich implementierte monetäre Anreizsysteme halfen kurzfristig, die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu bewegen, ihre Leistung zu steigern. In der neuen Arbeitswelt wird Geld als alleiniger Leistungsanreiz nicht mehr funktionieren. Zu tief sitzen die Arbeitsunlust, die Frustration oder die verlorene Arbeitsmoral als Folge vom schlechten Stil des Hauses.
Weiter so – Nein danke
Die Diskussionen über das Thema Leistung und Leistungskultur nehmen insbesondere in den sozialen Medien seit Monaten vermehrt Fahrt auf. Allerdings spaltet das Thema die Meinungen. Die einen rufen nach der Viertagewoche oder dem 6-Stunden-Tag und sehen Leistung als ein Übel. Die anderen verlangen nach Spitzenleistung, höherem Engagement oder längeren Arbeitszeiten. Ich bin der Meinung, wir haben einen Punkt erreicht, wo wir ehrlich zugeben müssen, dass die alte Leistungskultur zerbrochen ist und Leistung einen Reset benötigt. Zurück auf Los und Leistung neu denken. Leistung neu zu denken bedeutet weder mehr, noch weniger zu arbeiten, sondern anders. Das Fundament dafür ist unter anderem ein intaktes Arbeitsumfeld. Ein Arbeitsumfeld, das den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen Rahmenbedingungen zur Verfügung stellt, die es ihnen ermöglichen, selbstbestimmt zu arbeiten, das Freiräume verschafft für kreatives und innovatives Arbeiten. Und wo smarte Technologien dafür sorgen, dass die Menschen produktiv, effizient und effektiv arbeiten können.
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Ein langer und schwieriger Weg liegt vor uns. Denn das Dilemma, in dem wir uns derzeit befinden, heißt: Keine Lust auf Leistung und genau hier muss der Hebel angesetzt werden: Den Menschen neue Lust auf Leistung schmackhaft zu machen. Sie müssen wieder glühen bei der Arbeit, aber nicht verglühen. Wie Unternehmen das Erreichen können und wie eine Leistungskultur gemessen werden kann, darüber spreche ich in meinem Buch „New Work, Leistungskultur und Performance-Messung“.