Kennen Sie die Vor- und Nachteile Ihrer Glaubenssätze?

Die Frage klingt privat und ist dennoch im Unternehmen relevant, weil durch unsere unterschiedlichen Überzeugungssysteme und Glaubenssätze, wenn sie in Teams aufeinanderprallen, hohes Konfliktpotential entsteht. Die Tatsache, dass wir alle unterschiedlich „ticken“, ist im Alltag mühelos erlebbar, die darunter liegenden Muster, also unsere automatisierten Verhaltensweisen, haben wir aus unserer Kindheit mitgebracht. Sie näher zu betrachten und zu transformieren, macht die Zusammenarbeit leichter, fördert die im ersten Blog schon beschriebene „Psychologische Sicherheit“ und trägt zur Senkung der Konfliktkosten bei: „Kostenreduktion muss überall ansetzen, wo Potenziale noch nicht oder noch zu wenig ausgeschöpft werden. Der Aufwand durch Reibungsverluste zwischen Mitarbeitern bietet dieses Potenzial. Unsere These lautet: Mindestens ein Viertel dieser sogenannten Konfliktkosten können in Unternehmen eingespart werden.“ heißt es im Vorwort einer Konfliktkostenstudie (KPMG-Studie, Werte in Führung, Daimler, S. 150). Wenn in einem Projekt z.B. Personen mit unterschiedlichen „Glaubenssätzen“ zusammenarbeiten, dann lohnt es sich, die eigenen Stärken und Schwächen und die der Kolleginnen und Kollegen zu kennen und das Beste daraus in die Zusammenarbeit einzubringen. Hier ein paar Ideen dazu:

Wir alle bringen aus unserer Kindheit Grundannahmen mit, wie wir am besten durch die Welt kommen

  • Wer z.B. durch seine Bezugspersonen gelernt hat, „Ich muss viel leisten, damit ich geliebt werde“, hat wahrscheinlich die Fähigkeit, die Diskussionen im Team immer wieder auf die Sachebene zurückbringen, damit etwas „weitergeht“. Zur gleichen Zeit könnte der Nachteil dieses Glaubenssatzes sein, dass zu viel Druck aufgebaut wird.
  • Mit dem verinnerlichten Satz: „Ich muss alles alleine machen, niemand ist für mich da“, können Teammitglieder sehr selbständig arbeiten, zur gleichen Zeit könnte der Teamgedanke verloren gehen, weil sie ja vordergründig niemanden brauchen, leichter zu Alleingängen neigen und sich schwertun, um Hilfe zu bitten.
  • Mit der Überzeugung: „Ich muss so sein, wie die anderen mich wollen“, ist die Anpassung an Andere im Team kein Problem; jemand mit diesem Glaubenssatz hat es aber wahrscheinlich schwer, die eigene Meinung zu sagen, für sie einzustehen und „Kante“ zu zeigen.
  • Auch die Überzeugung: „Ich muss groß und stark sein und darf nicht zeigen, wie verletzlich ich bin“ hat ihre Vorteile. Hier sind die „Macher“ zuhause: risikobereit, führungsstark, oft visionär. Der Nachteil jedoch ist, dass es schwer ist, sich führen zu lassen oder teamorientiert und empathisch zu handeln. Das Zugeben von Fehlern oder Schwächen ist meistens ebenfalls eine Hürde.

Unseren automatischen Reaktionen auf der Spur

  • Es gibt meistens einen Auslöser, daher ist es am einfachsten, unsere automatischen Verhaltensweisen zu „tracken“, wenn wir in Stress geraten. Das kann durch Termindruck, unpassende Kommunikation, Ungerechtigkeit, mangelnde Wertschätzung etc. geschehen.
  • Dann tauchen in Sekundenschnelle immer wieder ähnliche Reaktionen auf, die Sie identifizieren können. Wir fühlen uns z.B. verunsichert, verletzt, wütend, ohnmächtig, greifen an, ziehen uns zurück oder tun so, als ob nichts wäre etc.
  • Üblicherweise reagiert dann auch unser Körper mit sogenannten „somatischen Markern“. Wir spüren einen Schlag in den Magen oder einen Knödel im Hals oder einen Druck auf unserem Solarplexus etc.

Der Erste-Hilfekoffer für emotionale Schwierigkeiten

  • Sorgen Sie für eine kurze Unterbrechung und reagieren Sie nicht sofort. Schreiben Sie keine E-Mails in dieser Verfassung und greifen Sie nicht sofort zum Telefon, um sich zu beschweren.
  • Atmen Sie gut durch und nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, um herauszufinden, welche Handlung Ihres Gegenübers, welcher Satz oder welche Haltung Sie getroffen hat.
  • Gehen Sie ganz bewusst in Ihre berufliche Identität und wenn es Ihnen möglich ist, haben Sie Mitgefühl mit diesem persönlichen Teil von Ihnen, der getroffen ist.
  • Reagieren Sie erst, wenn Ihnen eine angemessene Reaktion möglich ist.

Die Vorschläge für Überzeugungen, die in Ihrem Inneren entstanden sein könnten, sind nur Beispiele, die Sie für sich selber adaptieren können. Und wahrscheinlich finden Sie mehrere Glaubenssätze, die Ihnen vertraut vorkommen. Dennoch kann es sein, dass Ihnen einige vertrauter sind als andere und dass es Kolleginnen und Kolleginnen gibt, die Ihre „Knöpfe leichter drücken“ als andere. Der Sinn dieser Ausführungen ist, das Potenzial, das jedes einzelne dieser Überzeugungssysteme in sich trägt, zu erkennen, zu schätzen und zu fördern. Zur gleichen Zeit eröffnet sich die Möglichkeit, die unerwünschten Nebenwirkungen zu entdecken und zu minimieren.

Wir alle haben Überzeugungssysteme und Glaubenssätze, die in unserer Kindheit entstanden sind. Wichtig ist, dass wir einander nicht bewerten und in „Kategorien“ einteilen, denn jeder Mensch ist einmalig und vielfältig. Das im ersten Blog schon beschriebene Wertedreieck, das ebenfalls der „Psychologischen Sicherheit“ und damit der Senkung der Konfliktkosten dient, ist auch hier hilfreich. Wahrscheinlich werden Sie feststellen, dass dort, wo Ihre Stärken bei den drei Qualitäten, VISION, STRUKTUR und VERTRAUEN liegen, Sie auch Ihre Glaubenssätze wiederfinden. Sind Sie jemand, dem Struktur besonders wichtig ist, oder stehen Sie auf, wenn das Vertrauen in Gefahr ist? Stellen Sie sich gern an den Platz der Vision und erinnern die anderen daran, für welche Aufgabe Sie zusammengekommen sind? Jede einzelne Qualität hat ihre Berechtigung und wenn Sie Ihre Unterschiedlichkeit schätzen und würdigen können, werden Sie als Team zufrieden und erfolgreich sein.

Mehr erfahren?

Im nächsten Blog geht es um die „Psychologische Sicherheit“, die uns die Systemischen Grundsätze im Unternehmen bringen.

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