Ein Chef, der mal für ein Jahr weg ist? Die Geschäftsführerin, die eine Auszeit nimmt?
Alles eine Frage der Vorbereitung. Sicher ist das nicht so einfach, wie die Reduktion der Arbeitszeit um 2 Stunden pro Woche – aber machbar ist, was man gemeinsam stemmen möchte.
Im Prinzip ist es ähnlich zu sehen wie die Elternzeit oder eine Auszeit, um sich um pflegebedürftige Angehörige zu kümmern. Beim Sabbatical kommt noch eine Portion mehr Vorurteil on top: „Das muss man sich erst einmal leisten können.“ Oder „Als Führungskraft kann man doch nicht einfach nichts tun und das Team im Stich lassen.“ Doch – das geht. Im Sinne der eigenen Energiequelle. Und das ist mehr als gut fürs Team und fürs Unternehmen!
Beim Beratungsunternehmen Booz heißen Sabbaticals „leave of absence“ und sind Teil des Incentivierungsprogramms für Führungskräfte. Hier führt eine Auszeit zur stärkeren Bindung. Das ist ein Ansatz, den wir unbedingt brauchen in Zukunft!
Sabbaticals könnte man als Klassiker unter den Auszeiten bezeichnen. Der Begriff kommt aus den USA und ist angelehnt an das Sabbatjahr der Tora. Als Sabbaticals wurden in ihren Anfängen die Freisemester oder Forschungssemester von (amerikanischen) Hochschulprofessoren bezeichnet. Heute versteht man unter einem Sabbatical ganz allgemein eine zeitlich festgelegte Freistellung von der Arbeit.
Sabbatical gestalten und finanzieren
Dieser befristete Ausstieg aus dem Arbeitsleben kann sowohl bezahlt als auch unbezahlt sein. Es gibt keine festgelegte Dauer für ein Sabbatical. Die meisten Sabbaticals bewegen sich zwischen einen Monat und einem Jahr. Seine Dauer hängt von den individuellen Bedürfnissen und betrieblichen als auch finanziellen Rahmenbedingungen ab.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten und Modelle, ein Sabbatical zu gestalten und vor allem zu finanzieren. Grundsätzlich erhält man sein Gehalt im Gegenzug zur Arbeitsleistung. Da beim Sabbatical keine Arbeitsleistung erfolgt, ist seine Finanzierung eine durchaus wichtige Frage, die im Vorfeld geklärt sein sollte. Je nach Sabbatical-Modell ergeben sich unterschiedliche Konsequenzen, was regelmäßige Einkünfte, Sozialversicherungsschutz als auch den möglichen administrativen Aufwand für Sie als Führungskraft oder auch für Ihren Arbeitgeber anbelangt.
Das passende Finanzierungsmodell für ein Sabbatical zu finden ist somit abhängig von der individuellen Ausgangs- und Bedürfnislage. Mehrere Aspekte sind hier zu betrachten und abzuwägen. Das betrifft die eigene Bereitschaft, sozialversicherungsrechtlich umfänglich abgesichert zu sein, mögliche eigene finanzielle Aufwendungen selber tragen zu können, als auch den Wunsch, schnell oder eher mit einem längeren zeitlichen Vorlauf in ein Sabbatical zu gehen. Gleichfalls wird es auch Anforderungen durch oder in Ihrem Unternehmen geben, die berücksichtigt werden müssen. Je nach Situation und Schwerpunkt passt die eine Variante besser als eine andere. Durch die Vielzahl der Möglichkeiten ist jedoch insgesamt ein großer Gestaltungsrahmen gegeben.
Sabbaticals wollen nicht nur finanziell geklärt und vorbereitet sein, sondern bedürfen auch einer rechtlichen und vertraglichen Gestaltung. Je besser es gelingt, hier die eigenen Wünsche und Bedürfnisse mit denen des Unternehmens in Einklang zu bringen, desto eher wird es die (Arbeits-)Beziehung der Beteiligten bereichern und auch in der Zukunft ein erfolgreiches Modell für Führungskräfte sein können. Eine klare, rechtssichere Vereinbarung trägt erheblich dazu bei, Vertrauen und Verbindlichkeit zu fördern.
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Lesen Sie auch den 1. Beitrag der Autorin: „Ich bin dann mal weg #1 – Das Family-first Prinzip“
Besonderheiten von Auszeiten speziell für Führungskräfte: Das Buch „Lebensphasenorientiertes Leadership“ beschreibt die verschiedenen Modelle, informiert über die rechtlichen Rahmenbedingungen und zeigt, wie man trotz Auszeit relevant bleibt.