„Oh je! Jetzt wird es esoterisch! Wie sollen wir Manager in einer Welt der Ziele, Budgets und EBITs Gefühle zeigen? Dass wir sie haben, ist ja schon schlimm genug!!“
1. Schwäche und Führung?
In fast jedem Führungskräftetraining kommen die Fragen: „Darf ich meine Gefühle zeigen? Darf ich sogar Schwäche zeigen?“ Allein die Frage zeigt schon die komplette Hilflosigkeit in der Managerriege: Wenn ich meine Ängste zeige, werde ich nicht mehr ernst genommen! Wie tief ist dieser Glaubenssatz verwurzelt? Seit dem Pleistozän, als unsere Vorfahren gegen den Neandertaler kämpften?
Der Kampf ist vorbei!! Haben das Manager schon begriffen?
Manager wollen stark und souverän erscheinen! Doch jeder Mensch hat in seinem Leben schmerzhafte Erfahrungen gemacht. Und je weniger man sich mit den Folgen dieser Erfahrungen auseinandersetzt, desto stärker wirken diese – und zwar gerade, wenn man in so einer exponierten Position wie der einer Führungsposition befindet. Führungskraft zu sein heißt in erster Linie, im Kontakt mit Menschen zu sein. Darüber sind sich viele, die eine Führungsposition anstreben, nicht im Klaren. Da kommt es unweigerlich zu Konflikten. So mancher Chef versucht diesem Umstand aus dem Weg zu gehen, indem er sich in sein Büro zurückzieht und nahezu ausschließlich per E-Mail mit seinem Team kommuniziert. Die Folge ist Frust – auf beiden Seiten.
Wenn Sie aber genau wissen, warum Sie in einem Konflikt gerade reagieren, wie Sie reagieren, müssen Sie nicht wie auf Autopilot immer wieder den gleichen Mechanismus abspulen – bei den meisten ist es Rückzug oder Aggression. Sie sind dann nicht mehr Gefangener Ihrer Emotionen. Sie haben die Wahl, wie Sie mit der Situation umgehen. Der Vorteil für Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Sie bleiben jederzeit mit Ihnen in Kontakt, die Zusammenarbeit verläuft harmonischer, Teams arbeiten motivierter.
2. Wir alle haben eine Urwunde, auch Manager!
Die Urwunde ist ein schmerzhaftes Erlebnis oder ein Schock, entstanden in der Kindheit. Ausgelöst wurden diese meist in Verbindung mit einem geliebten Menschen. Hier haben Sie eine Situation erlebt, in der Sie sich ganz oder auch nur auf bestimmte Persönlichkeitsmerkmale bezogen („Du bist zu laut“, „Du bist zu dumm“), nicht angenommen gefühlt haben.
Die Urwunde reißt im alltäglichen Leben immer wieder auf, in Situationen, die wir als ähnlich empfinden. Je mehr sie der ursprünglichen Situation ähnelt, desto intensiver empfinden wir den ursprünglichen Schmerz. Typische Urwunden lauten „Ich bin nicht gut genug“, „Ich bin nicht gewollt“ oder „Ich bin es nicht wert“.
3. Um zu überleben, braucht es eine Strategie!
Die Überlebensstrategie ist die kindliche Reaktion auf die Situation, in der die Urwunde entstanden ist. Als Kind haben Sie angenommen, dass Sie an dem, was Ihnen vorgeworfen wird, tatsächlich schuld sind. Daraus entsteht eine Handlungsstrategie: Sie haben ein Verhaltensmuster entwickelt, um den Schmerz der Urwunde in Zukunft zu vermeiden. Dieses Verhaltensmuster äußert sich immer in einem Satz, der mit „Ich muss“ beginnt. Dies kann beispielsweise etwas sein wie: „Ich muss brav sein.“
Im Arbeitskontext kann diese Überlebensstrategie „Ich muss brav sein“ beispielsweise bedeuten, dass Sie gegenüber Ihrem eigenen Vorgesetzten brav sein müssen, aber auch im Umgang mit Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Dann kommen Sie in einen inneren Konflikt und es kommt auch im Außen zu Spannungen.
Solche Mechanismen zu erkennen und zu wissen, wie Sie sie auflösen können, ist ein zentraler Aspekt meines Buches.
Haben Sie hingegen die Überlebensstrategie „Ich muss mich durchsetzen“, treten Sie natürlich viel autoritärer auf. Es kommt aber gleichwohl zu Konflikten, nur zu ganz anderen. Das Essenz-Modell bietet die Möglichkeit, eine Bewusstheit darüber zu erlangen, warum Sie in manchen Situationen anecken, und wie Sie die daraus resultierenden Schwierigkeiten auflösen können.
Mehr erfahren?
In dem Buch „Essenzielle Führung. Wie die Führungsaufgabe zur Lebensaufgabe wird“ stelle ich ein neues, von mir entwickeltes Führungsmodell vor: das Essenz-Modell. Es nimmt die Mitarbeitenden als individuelle Menschen wahr und beschreibt eine partnerschaftliche Führung auf Augenhöhe.