Interculturing: Den Konflikt managen und nutzbar machen. In einer globalisierten und multikulturellen Welt ist es wichtig, die Vielfalt der Kulturen zu verstehen und angemessen damit umzugehen. Ein entscheidender Faktor dabei ist die Kulturdimension Individualismus vs. Kollektivismus. Diese beschreibt, inwieweit die Interessen des Einzelnen den Interessen der Gruppe untergeordnet (Kollektivismus) oder übergeordnet sind (Individualismus). Die Art und Weise, wie wir denken und handeln, wird stark von unserer kulturellen Prägung beeinflusst.
Der Konflikt zwischen dem Bedürfnis nach Selbstbestimmung und dem Bedürfnis nach Zugehörigkeit ist ein grundlegender Konflikt, mit dem wir uns von Geburt an auseinandersetzen müssen. Um diesen Konflikt zu managen und nutzbar zu machen, wurde das Konzept des Interculturing entwickelt. Interculturing betrachtet Kulturräume als organische kulturelle Ökosysteme. Es wurde festgestellt, dass jahrzehntelang nur der Individualismus als innovationsfördernd angesehen wurde, während der Kollektivismus als innovationshemmend galt. Allerdings haben in den letzten 20 Jahren viele disruptive Innovationen aus überwiegend kollektivistisch geprägten Schwellenländern stattgefunden. Dies zeigt, dass die Innovationsfähigkeit kollektivistischer Kulturräume oft unterschätzt wird.
Entscheidungen mit Hintergrundwissen treffen. Der Grund dafür liegt darin, dass die Theoretiker bisher nur die Wirkung einzelner Kulturdimensionen auf die Innovationsfähigkeit betrachtet haben, anstatt den Kulturraum als Ganzes zu betrachten. Wenn ein Kulturraum in seinem Überleben bedroht ist oder in seinen Wachstumsbestrebungen eingeschränkt wird, entwickelt er kulturell neue Mechanismen, um sein Überleben zu sichern und seine Ambitionen zu erfüllen. Oft ist es die soziale Verantwortung für die benachteiligte Gemeinschaft, die solche Innovationen vorantreibt. Zudem gibt es in den Schwellenländern Millionen gut ausgebildeter junger Menschen, die die Innovationskraft dieser Länder weiter stärken.
Eine ganzheitliche Betrachtung von Kulturräumen als Ökosysteme hilft uns, die Komplexität der globalisierten multikulturellen Welt besser zu verstehen und angemessen damit umzugehen. Interculturing ermöglicht es Führungskräften, Teams und Organisationen, aus einem integrativen Zwischenraum gegensätzlicher kultureller Elemente Kreativität, innovative Lösungen und Zukunftsvisionen zu schöpfen.
Das Interculturing-Mindset
Das Interculturing-Mindset bedeutet, aus einem Fundus gegensätzlicher kultureller Denk- und Handlungsoptionen zu priorisieren – je nach Situation und Anforderung. Es bedeutet, nicht nur intuitiv, sondern auch bewusst, mit Hintergrundwissen zu entscheiden. Ein Beispiel für weise Führungspersönlichkeiten im Sinne von Interculturing sind die CEOs Tim Cook von Apple, Zhang Ruimin von Haier, Satya Nadella von Microsoft und Reed Hastings von Netflix. Sie alle bringen ihre eigenen Interessen mit denen des Unternehmens in Einklang und verfügen über Multiperspektivität und ein erweitertes Bewusstsein. Sie sind in der Lage, mit Ungewissheit umzugehen und noch nicht erkennbare Lösungen zu finden.
Interculturing-Teams, die aus ihrer kulturellen Vielfalt schöpfen, sind in der Lage, Kreativität und Weisheit im Dienste ihres Unternehmens einzusetzen. Sie haben die Fähigkeit zum kulturellen „Und“, zum nicht schwarz/weiß, nicht richtig/falsch Denken, entwickelt. Das Tool Interculturing-Map ist dabei sehr hilfreich.
Es sind solche Menschen und Teams, die Unternehmen erfolgreich, zukunftsfähig, resilient, nachhaltig und innovativ machen.
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Das Buch konzentriert sich auf die Bedeutung von „Interculturing“ für multinationale Unternehmen, insbesondere den deutschen Mittelstand. Es betont, dass eine unternehmens-übergreifende Vision und Strategie erforderlich sind, um im globalen Wettbewerb erfolgreich zu sein.