„Künstliche Intelligenz ersetzt Menschen“, so klingt es oft sorgenvoll in Diskussion um smarte Automatisierung. Viele Unternehmen unterschätzen dabei, wie viel Investition in ihre Mitarbeitenden nötig ist, um Künstliche Intelligenz (KI) zu entwickeln und verantwortlich nutzen zu können. Vom Facharbeiter über die Führungskraft bis zur Managerin brauchen wir nicht nur ein grundlegendes Verständnis, wie KI funktioniert, sondern auch innere Offenheit und Neugier für die Technologie.
Drei typische Fragestellungen, mit denen Unternehmen sich befassen sollten:
Welche Organisationsform erleichtert in Ihrem Unternehmen die Entwicklung und Einführung von KI-gestützten Anwendungen?
Manche Unternehmen lagern solche Projekte in Kompetenzzentren aus, wo die wenigen verfügbaren Expertinnen und KI-Vordenker konzentriert werden können. Andere wollen sie ganz bewusst im Kerngeschäft halten, um mehr Menschen beteiligen zu können. Kreativer Wettbewerb kann entstehen, wenn verschiedene Abteilungen parallel an KI-Projekten basteln. Im schlechten Fall entsteht daraus jedoch ein Zoo an Tools ohne Struktur und roten Faden.
Welche Anwendungen sind sinnvoll und wirtschaftlich?
Vorbeugend richten manche Organisationen Coaching-Angebote ein, damit Teams auf Expertise zugreifen können, wenn sie für sich nach einer relevanten KI-Fragestellung suchen. Andere arbeiten mit Übersetzerinnen, ähnlich den Schnittstellen, die heute zwischen den Fachbereichen und IT-Teams vermitteln, um Business-Anforderungen in IT-Projekte zu übersetzen. Eine solche Übersetzungsleistung im frühen Stadium einer Idee trägt in der Regel auch dazu bei, die richtigen Fragestellungen zu verfolgen, statt sich an einem Rand-Thema zu verkämpfen, das schlechte Chancen hat auf wirtschaftliche Umsetzung oder Nutzerakzeptanz. Wer beispielsweise Chatbots im Kundenkontakt einsetzen will und dafür einen komplexes Beratungsfeld auswählt, der wird nur schwerlich auf begeisterte Kunden und Mitarbeiterinnen treffen, solange der Chatbot in jedem zweiten Gespräch abbrechen und das Gespräch an einen menschlichen Kollegen weiterleiten muss.
Welche Kompetenzen brauchen wir im Team?
Künstliche Intelligenz steht und fällt mit der Kombination aus Daten und Algorithmen. Teams testen sich auf dieser Basis voran und können dadurch schwer mit linearen Prozessen arbeiten oder mit Projektmanagementmethoden, bei denen zu Beginn des Projekts der Ausgang schon festgelegt werden soll. KI-Entwicklung profitiert von agilen Entwicklungsmethoden, so wie auch selbstlernende Algorithmen von Feedbackschleifen profitieren und sich ständig weiterentwickeln. So erfordert der Einsatz von KI im Unternehmen nicht nur eine wachsende Daten- und Analysekompetenz, sondern ein breites Verständnis für agile Arbeitsweisen. Wie lässt sich das Mindset der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für agile Arbeitsweisen öffnen? Wie können wir formalisierte Prozesse über langfristiges Change Management in eine neue agile Kultur überführen? Diese Fragestellungen beschäftigen HR und Organisationsentwicklerinnen. Auf der Ebene von Fachkompetenzen wird es sicherlich schwer werden, ein Heer von Programmiererinnen oder Datenwissenschaftlern auszubrüten. Trotzdem oder genau deshalb lohnt es sich, klein anzufangen, beispielsweise mit Zugang zu Bildungsangeboten wie LinkedIn Learning oder Coursera für einen niederschwelligen Einstieg.
Jede dieser Fragen hilft uns, wegzukommen von destruktivem Schwarz-Weiss-Denken über „die böse allmächtige KI“. Künstliche Intelligenz agiert verantwortlich, wenn wir den Weg aktiv mitgestalten.
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Drei Weichen für People & Culture in 2022
Wer mehr über smarte Arbeitsformen und Tools wissen will, der findet in dem neuen Buch „KI in der Personalarbeit!“ einen umfassenden Leitfaden für Führungskräfte, der smarte Technologie für die gesamte Personalarbeit beleuchtet. Wer in Recruiting, Personalentwicklung, -administration oder Personalberatung frühzeitig die Weichen stellt, kann eigene Erfahrungen machen. Aus Erfahrung entstehen Antworten, dann neue Wege und das prägt neue Kultur.