Unsere Arbeitswelt wird immer digitaler – was enorme Vorteile hat, allerdings auch neue Belastungsfaktoren erzeugt. Das haben sehr viele Menschen während der Corona-Pandemie erlebt; mindestens aber die elf Millionen Menschen, die während dieser Zeit regelmäßig aus dem Homeoffice gearbeitet haben. Denn digitaler Stress ist die Schattenseite dieser neuen digitalen Arbeitswelt. Die dafür relevanten Stressoren und Belastungsfaktoren sind vielfältig.
Digitaler Stress beginnt mit „Technostress“
Viele Menschen verbinden mit digitalem Stress zunächst eine dauerhafte Erreichbarkeit, dem „always on“ sein. Doch das ist nur ein kleiner Teil davon. Erste Untersuchungen zu dem Thema fanden bereits in den 1980er-Jahren statt. Unter dem Begriff „Technostress“ wurden die Auswirkungen von Technologie auf das menschliche Wohlbefinden untersucht. Die wahrgenommene Belastung der damaligen Betroffenen war groß und sie waren schlichtweg nicht auf die neuen Anforderungen in ihrem Arbeitsumfeld vorbereitet und wurden von der technologischen Entwicklung förmlich überrannt. Das ist eine erstaunliche Parallele zur heutigen Arbeitswelt. Denn auch heute ist die Geschwindigkeit des technologischen und digitalen Fortschrittes für viele Menschen eine große Belastung. Seit der pandemischen Zeit hat vor allem die technologische und digitale Veränderungsgeschwindigkeit enorm an Fahrt aufgenommen. Die Folge: Viele Menschen haben das Gefühl, hier nicht mehr angemessen Schritt halten zu können.
Die zentralen Stressoren für digitalen Stress
Und das, obwohl bereits seit vielen Jahren wertvolle Erkenntnisse vorliegen, die aber erst jetzt für eine breite Masse von Relevanz werden. Im Jahr 2007 sind erstmalig fünf zentrale Stressoren identifiziert und gemessen worden, die für digitalen Stress und die wahrgenommene Belastung entscheidend sind.
Die „Ungewissheit“ im Umgang mit neuen digitalen Systemen und Anwendungen. Die „Komplexität“, Technologien zu durchdringen, was oftmals mit der zuvor genannten Ungewissheit einhergeht.
Die „Entgrenzung von Beruf- und Privatleben“ die zu einer stetigen Erreichbarkeit führt, die viele insbesondere seit der Pandemie belastet; und die ortsunabhängigen Arbeitsmöglichkeiten, die gewiss viele Vorteile bieten. Doch wer von überall (insbesondere von Zuhause) arbeiten kann, der hat diesen Ort nun nicht mehr als bedingungslosen Rückzugsort, der weitestgehend frei von Arbeitsinhalten ist.
Auch die sogenannte „Überladung“ ist für viele Menschen eine große Herausforderung. Am Arbeitsplatz werden immer mehr technologische und kommunikative Systeme sowie digitale Anwendungen implementiert. Das erschwert die kompetente Handhabung und stellt damit eine Verknüpfung zu den Stressoren Ungewissheit und Komplexität her.
Doch auch der letzte Stressor, der im Jahr 2007 belegt worden ist, gewinnt seit dem Jahr 2023 enorm an Bedeutung: die wahrgenommene „Jobunsicherheit“. Seit dem Beginn der KI-Revolution ist das Bewusstsein deutlich stärker vorhanden, zu was intelligente Systeme imstande sind zu leisten. Und damit auch die Befürchtung, ob dies einen Einfluss auf die eigene Tätigkeit haben kann.
In den Jahren entwickelten sich zudem weitere Stressoren und Belastungsfaktoren. Ein sehr ambitionierter ist dabei die wahrgenommene „Überwachung“ der beruflichen Tätigkeit insbesondere im Homeoffice.
Mehr erfahren?
Machen Sie den Stresstest und erfahren Sie, wie hoch Ihre digitale Stressbelastung ist und wie stark diese von einzelnen Stressoren abhängt.
Auf die oben genannten und viele weitere Belastungsfaktoren gehe ich in meinem Buch „Digitaler Stress: Schattenseite der neuen Arbeitswelt“ ein und zeige, wie digitaler Stress im Detail entsteht, und was Individuen, Führungskräfte und Organisationsentwickler in Betracht ziehen sollten, damit digitalem Stress präventiv vorgebeugt werden kann.