„Ich finde, ich spreche zu schnell. Was meinen Sie?“ oder „Meine Frau sagt mir immer, dass ich langsamer sprechen soll. Stimmt das?“ Diese und ähnliche Fragen höre ich im Training oft. Dahinter steht die Sorge, aufgrund des Sprechtempos nicht verstanden zu werden. Oder anstrengend zu wirken, die Zuhörenden inhaltlich abzuhängen. Und diese Sorge ist berechtigt! Welches Sprechtempo wird vom „Durchschnitts-Ohr“ als charismatisch empfunden? Hier sagt die Forschung, dass Zuhörende in einem Bereich von 4,5 bis etwa 5,5 Silben pro Sekunde am besten folgen können.
Zu langsam ist auch nicht gut
Wer langsamer spricht, wird häufig als weniger kompetent wahrgenommen, wirkt unsicher oder ziellos in der Kommunikation. Der oder die Sprechende „sucht noch nach Worten“, könnte man sagen.
Kompetenz, Selbstbewusstsein und Leidenschaft dagegen werden durch ein dynamisches Sprechtempo transportiert. Die genannten 4,5 bis 5,5 Silben pro Sekunde wirken zielgerichtet. Der oder die Sprechende sucht nicht lange nach Worten, muss nicht groß nachdenken. Zugleich wird es jenseits von etwa 6 Silben pro Sekunde riskant. Zu schnell, eventuell zu undeutlich. Es bleibt keine Zeit für besondere Betonungen. Das zu hohe Sprechtempo führt also zu Einbußen bei anderen Bausteinen des Akustischen Charismas.
Was gebe ich rein, wenn ich Tempo rausnehmen möchte?
Insofern liegt es nahe, ein Tempolimit für Schnellsprechende auszurufen. Nicht mehr als 5 Silben pro Sekunde!! Aber – ist ihnen damit wirklich geholfen? Ich denke nicht. Lassen Sie uns einen anderen Weg gehen.
Die spannende Frage ist: Was gebe ich rein, wenn ich Tempo rausnehme? Beim Sprechtempo ist dieser Ansatz zielführender als das reine Konzentrieren auf „ich will langsamer sprechen“. Die Antwort lautet: Geben Sie Pausen rein! Und zwar unbedingt am Ende eines Gedankens, wenn der Punkt gemacht und die Stimme unten ist. Auch gern mal zwischendurch. Beispiel: Kurze Zäsuren – unterteilen Ihren dynamischen Sprachfluss – in kleinere Portionen. Das tut den Zuhörenden gut!
Sie behalten Ihr Tempo, nehmen allerdings kleine und größere Pausen zusätzlich an Bord – und schon klingt es nicht mehr so schnell. Probieren Sie es gleich mal aus! Das (p) in der folgenden Übung steht für eine kurze Zäsur, das (Pause) für mindestens eine Sekunde Stille.
Übung für Schnellsprechende
Was gebe ich rein (p), wenn ich Tempo rausnehme? (Pause) Beim Sprechtempo ist dieser Ansatz zielführender als das reine Konzentrieren auf (p) „ich will langsamer sprechen“. (p) Und die Antwort lautet (p): Geben Sie Pausen rein! (Pause) Und zwar unbedingt am Ende eines Gedankens, (p) wenn der Punkt gemacht und die Stimme unten ist. (Pause) Und auch gern mal zwischendurch. (Pause) Kurze Zäsuren unterteilen Ihren dynamischen Sprachfluss (p) in kleinere Portionen. (p) Das tut den Zuhörenden gut! (Pause)
Geben Sie in der Sprechpause noch eine Prise „Kontakt“ hinein. Mit Kontakt meine ich das, was wir in Präsenzsituationen ohnehin tun: Wir warten auf ein Echo der Zuhörenden. Wir schauen in die Gesichter. Manche nicken, manche lächeln, andere schauen skeptisch. Lassen Sie in den Sprechpausen gedanklich Raum für dieses Echo.
Ruhige Gestik hilft ebenfalls
Und noch ein letzter Tipp: Gestik und Stimme sind neurologisch eng verbunden. Wenn es Ihnen gelingt, Ihre Hände und Arme beim Sprechen ruhiger einzusetzen, langsamer zu gestikulieren, dann wird sich das ebenfalls „bremsend“ auf Ihr Sprechtempo auswirken.
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