Mit Achtsamkeit und emotionaler Intelligenz die Organisationskultur der Zukunft gestalten.
Kaum ein Tag vergeht ohne Diskussionen zur Demographie, künstlicher Intelligenz oder über die Transformation zu einer CO2-neutralen Wirtschaft. Veränderung gehört heute zu unserem Alltag und wird durch den Begriff der BANI-Welt[1] charakterisiert: Wir agieren in einer unvorhersehbaren, unbegreiflichen, vielfältig vernetzten, sich kontinuierlich wandelnden Welt. Die äußeren Veränderungen erfordern eine innere Transformation – auf den Ebenen Individuum, Teams und Organisation. So können Menschen und Organisationen anpassungsfähig bleiben, eine Kultur der Innovation gestalten und in turbulenten Zeiten Gelassenheit und einen klaren Kopf bewahren.
Achtsamkeit hilft, die Ruhe im Sturm zu bewahren
Die Haltung, die uns im Umgang mit den Änderungen der Außenwelt hilft, kann mit „bewusst“ beschrieben werden. Ein anderes Wort dafür ist Achtsamkeit, was bedeutet, bewusst im Hier und Jetzt zu sein und so mit dem sein zu können, was da ist, ohne es direkt in bestehende Konzepte und Strukturen zu formen. Bestehende Vorstellungen basieren auf Erfahrungen der Vergangenheit, aber um etwas Neues zu gestalten, um angemessen mit den Veränderungen, die uns umgeben, mitzugehen, bedarf es einer Haltung, die das Neue erfassen kann und will. Eine emotionale Intelligenz, die auf Achtsamkeit basiert, ist der Zugang zu dieser Haltung und inneren Veränderung.
BANI muss nicht bedrohlich sein, sondern kann auch mit allen Facetten von Lebendigkeit erfahren werden als bunt, schillernd, überraschend, wundervoll. Es ist möglich, nicht in den Widerstand zu gehen, sondern in einer Haltung des Vertrauens BANI zu „umarmen“, um – nahezu paradox – klarer zu sehen, mehr zu verstehen, passendere Lösungen zu finden und bessere Entscheidungen zu treffen.
Mit Achtsamkeit kommt das Bewusstsein und somit der Blick wie von jemandem, der Regie führt und von der übergeordneten Balkonperspektive aus die Richtung sieht und angibt. Emotionale Intelligenz ist das Vehikel, in dem Achtsamkeit wirksam wird. Aufgrund seiner nachgewiesenen stressreduzierenden Wirkung wird Achtsamkeit manchmal noch als eine Art „Optimierungstool“ der Leistungsgesellschaft missverstanden. Nachhaltiger ist es hingegen, den Einzelnen systemisch in der Organisation zu betrachten und Achtsamkeit und emotionale Intelligenz einem holistischen Ansatz folgend auch in Teams und in der Kultur zu etablieren. Dies hat eine Reihe positiver Auswirkungen, wie wissenschaftliche Studien[2] darlegen.
Die Effekte für Individuen, Teams und Organisationen:
- Auf der individuellen Ebene fördern Achtsamkeit und emotionale Intelligenz eine höhere Konzentrations- und Problemlösefähigkeit, mentale Gesundheit, den Umgang mit Unsicherheiten, Fokus und Präsenz sowie Mitgefühl mit sich selbst und anderen.
- Auf Team-Ebene sind Achtsamkeit und emotionale Intelligenz wichtige Hebel für psychologische Sicherheit, einen achtsamen Führungsstil und agiles Arbeiten.
- Auf der Ebene der Organisation wirkt eine achtsame Organisationskultur wie ein Nährboden für emotionale Intelligenz und einen vorausschauenden Umgang mit Veränderungen.
Eine progressive Kultur darf kein Zufall sein – Wie können Achtsamkeit und emotionale Intelligenz kultiviert werden?
Achtsamkeit und emotionale Intelligenz passieren in der Arbeitswelt nicht zufällig. Es gibt Wirkhebel, an denen man ansetzen kann:
- Verbundenheit,
- Klarheit und
- Stressreduktion
In manchen Organisationen ist die Verbundenheit so stark ausgeprägt, dass eine Art „Weichspül-Kultur“ mit einem Mehr an Klarheit justiert werden sollte. Wieder andere sind sehr klar in der Delegation und Leistungsfeedback, es fehlt aber die Verbundenheit, die korrigiert werden sollte, in dem menschliche Bedürfnisse mitberücksichtigt werden. Schon kleine Anpassungen – sogenannte Rituale oder Routinen, beispielsweise in Teammeetings – führen zu einer schrittweise emotional intelligenteren Kultur und somit zu einer menschendienlichen Art des Wirschaftens. Alle diese Bemühungen fruchten meist nur, wenn Stress reduziert wird, ansonsten können neue Gewohnheiten kaum wachsen. Wie eine solche innere Transformation auf allen Ebenen nachhaltig gelingen kann, beschreiben wir mit pragmatischen Tipps und aufbauend auf den Erkenntnissen aus Wissenschaft und Praxis in unserem Buch „Achtsamkeit und emotionale Intelligenz für Organisationen“.
[1] brittle, anxious, non-linear, incomprehensible; erstmals benannt durch Autor und Futurist Jamais Cascio auf der Blog-Plattform »Medium« in seinem Artikel »Facing the Age of Chaos« (Cascio, 2020).
[2] Für Überblicksarbeiten siehe z.B. Eby et al. (2019); Janssen et al. (2018); Lomas et al. (2019)
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Das Buch „Achtsamkeit und emotionale Intelligenz in Organisationen“ unterstützt Sie dabei mit praktischen und leicht umsetzbaren Tipps. Ob in der Ausbildung oder kurz vor der Pensionierung, ob Teammitglied oder Führungskraft – Sie profitieren von einem reich gefüllten Werkzeugkoffer, um Emotionale Intelligenz und Achtsamkeit auf den drei Ebenen (Individuum, Team und Organisationskultur) zu etablieren, weiter zu kultivieren oder zu steigern.
Referenzen
Cascio, J. (2020, 29. April). Facing the Age of Chaos. Medium. https://medium.com/@cascio/facing-the-age-of-chaos-b00687b1f51d. Abrufdatum: 09.01.2023.
Eby, L. T., Allen, T. D., Conley, K. M., Williamson, R. L., Henderson, T. G., & Mancini, V. S. (2019). Mindfulness-based training interventions for employees: A qualitative review of the literature. Human Resource Management Review, 29(2), 156-178.
Janssen, M., Heerkens, Y., Kuijer, W., Van Der Heijden, B., & Engels, J. (2018). Effects of mindfulness-based stress reduction on employees’ mental health: A systematic review. PloS one, 13(1), e0191332. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0191332
Lomas, T., Medina, J. C., Ivtzan, I., Rupprecht, S., & Eiroa-Orosa, F. J. (2019). A systematic review and meta-analysis of the impact of mindfulness-based interventions on the well-being of healthcare professionals. Mindfulness, 10(7), 1193-1216.