Josh Bersin, Experte für Corporate Learning, verwies auf die Kernherausforderung im Corporate Learning (2022):
„Denken Sie an die unzähligen Managemententscheidungen, die wir in unseren Unternehmen treffen: Wen wir einstellen, wen wir in welcher Funktion einsetzen, wie viel wir jemandem zahlen, wie wir ein Team besetzen und wer in eine neue Position befördert wird. All diese Entscheidungen werden auf der Grundlage von „Urteilsvermögen“ getroffen, was bedeutet, dass Voreingenommenheit, Meinungen und eine Menge Politik im Spiel sind. Wie viel besser wären unsere Unternehmen und Karrieren, wenn wir wirklich wüssten, welche Fähigkeiten jeder Einzelne hat?“
Es genügt deshalb nicht, zu erheben, welches Wissen jemand hat, welche Qualifikationsabschlüsse er absolviert und welche Tätigkeiten er bisher ausgeführt hat. Entscheidend sind vielmehr die Soft Skills, d.h. die Haltung, die vor allem auf verinnerlichten Werten basiert, sowie die Handlungsfähigkeit, um heute noch unbekannte Herausforderungen selbstorganisiert lösen zu können. Deshalb wird eine professionelle Erfassung der Future Skills benötigt, die deren gezielte Entwicklung ermöglicht.
Die Erfassung von Future Skills
Die Erfassung ermöglicht Einschätzungen, die zuvor nicht möglich waren.
- Welche Future Skills auf Organisationsebene erweisen sich, z. B. im interkulturellen Kontext, als besonders wirkungsvoll und letztlich nutzbringend?
- Welche Future Skills sind für die Bewältigung der heutigen und zukünftigen Herausforderungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern oder Teams notwendig?
- Welche Future Skills machen Menschen erfolgreich und zufrieden, welche lassen sie in Widerspruch zu anderen oder zu den Verhältnissen geraten, welche fördern oder verhindern die Entstehung notwendiger Soft Skills?
Die Erfassung ist die Grundlage für ein zielorientiertes Skill-Management und bietet der Organisation, den Teams und den Mitarbeitenden direkt umsetzbare Interpretations- und Entwicklungsangebote. Die Erfassung:
- ermöglicht den Vergleich dieser Größen auf allen Ebenen,
- schafft die transparente Grundlage, gemeinsam über Future Skills zu reflektieren,
- bildet die Basis für bedarfsgerechte Entwicklungsziele auf individueller, teambezogener und organisationaler Ebene,
- ermöglicht eine gezielte, personalisierte Entwicklung,
- schafft die Basis für ein organisationsweites Skill-Management auf allen Ebenen.
Die Bewertung von Future Skills
Die Bewertung der einzelnen Skills erfolgt in einem Ratingsystem (Schieberegler) auf Basis eines Future-Skills-Modell mit 16 Werten, die jeweils durch vier Handlungsanker organisationsspezifisch operationalisiert werden. Dadurch wird sichergestellt, dass sich die Fragen zur Erhebung konsequent an der Kultur, den Rahmenbedingungen und den Handlungsbereichen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter orientieren.
In einem ersten Schritt ist ein organisationaler Rahmen zu definieren, der allen Mitarbeitenden und Teams als verbindlicher Entwicklungsrahmen dient. Damit dabei die Sichtweisen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einbezogen werden, erfassen diese zunächst die Future Skills der Organisation:
- Ist: Wie schätzen die Mitarbeitenden aktuell die Ausprägung der Future Skills der Organisation ein?
- Wunsch: Wie müssten sie nach Meinung der Mitarbeitenden in der Organisation ausgeprägt sein, damit diese die zukünftigen Herausforderungen erfolgreich bewältigen kann?
Aus der Analyse und Bewertung dieser Erfassungsergebnisse können strategieorientierte Soll-Profile für die Organisation sowie eine Mission der Future-Skills-Entwicklung abgeleitet werden. Diese bilden den Rahmen für das Skill-Management auf allen Ebenen der Organisation, der Teams und der Mitarbeitenden. Entsprechend erfassen die Teams ihr Ist- und Wunsch-Größen und leiten daraus im Rahmen der organisationalen Soll-Profile ihre teambezogenen Soll-Profile ab, für die sie ihre Ziele und Entwicklungsmaßnahmen formulieren. Die Future Skills der einzelnen Mitarbeitenden können mit Selbst- und mehreren Fremdeinschätzungen, z. B. durch Kolleginnen und Kollegen sowie der Führungskraft (360-Grad-Erfassung), erfasst werden.
Die Mitarbeitenden definieren auf Basis der Erfassungsergebnisse, meist im Rahmen eines Beratungsgespräches, eigenverantwortlich ihre zwei bis drei Ziele zur Entwicklung ihrer Future Skills, die sie in den kommen Wochen oder Monaten erreichen wollen. Diese Ziele stellen die Mitarbeitenden in einem Entwicklungsgespräch ihrer Führungskraft vor, identifizieren und planen gemeinsam geeignete Herausforderungen, bei deren Bearbeitung sie die Future Skills gezielt entwickeln können. Die Führungskraft sichert die notwendigen organisatorischen, personellen oder finanziellen Rahmenbedingungen für eine gezielte, selbstorganisierte Entwicklung.
Mehr erfahren?
Wenn Sie selbst Erfahrungen mit einer Skill-Erfassung machen möchten, können Sie Prof. Dr. Werner Sauter direkt kontaktieren.
Lesen Sie auch den ersten Blogbeitrag von Dr. Frank Edelkraut: „Lernen für die Zukunft“.
Der Bedarf für die zukunftsorientierte Entwicklung der Mitarbeitenden ist in allen Unternehmen groß. Im Trainingsbuch wird aufgezeigt, wie Future Skills durch unterschiedlich vorqualifizierte Lerner weiterentwickelt werden können und welche Instrumente (Toolbox) dafür sinnvoll sind. Zentrales Leitmotiv der Darstellung sind die Prinzipien agilen Arbeitens und Lernens, denn nur diese erlauben es, die Komplexität der modernen Personalentwicklung wirksam abzubilden.