Das „New Normal“ verlangt den ehrlichen Blick nach innen und die ungeschönte Auseinandersetzung mit der eigenen Entwicklungs- und Innovationskompetenz. Dazu müssen Unternehmen lernen, ihre DNA selbstständig und regelmäßig zu erneuern.
Unternehmertum und Innovationsgeist. Diese handlungsleitenden Prinzipien werden nach der COVID-19 Krise ausschlaggebend für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen sein. Davon ist der Großteil heimischer Unternehmer überzeugt. Doch so einfach ist es nicht. Der sichere Komfortzonen-Blick über den Tellerrand alleine reicht nicht aus, um die eigene Organisation “zukunftsfit“ zu machen. Inspiration, die nicht umgesetzt wird, ist zu wenig, um das eigene Geschäftsfeld gegen kleine, wendige Konkurrenten zu verteidigen. Innovationstheater, also so tun als würde man wollen, es aber eigentlich nicht schaffen, reicht nicht mehr. Oft geht es nicht mehr darum, etwas zu verteidigen. Das Neue wächst ruhig und unbemerkt in Nachbars Garten und plötzlich wirft es seinen Schatten in den eigenen! Das Redesign der Unternehmens-DNA auf Innovations-Fähigkeit wird zur alles entscheidenden Fähigkeit von Führungskräften.
Gut im Optimieren, nicht so gut im Explorieren
Viele Unternehmen sind zwar „Weltmeister“ im Optimieren, aber nicht so gut im Ausprobieren. Das experimentelle Innovations- und das effiziente Bestandsgeschäft unter einen Hut zu bringen, erfordert Weitsicht und Mut. Nur das zaghafte Ausprobieren von „Leuchtturm-Projekten“ neben dem Kerngeschäft reichen nicht aus, um erfolgreiche Innovationen auf den Markt zu bringen.
Innovationen brauchen Freiräume und systematische Experimente, um entstehen zu können. Das zweite, innovativere Betriebssystem eines Unternehmens ist im Zeitalter des „New Normal“ keine Konkurrenz zum ersten, sondern eine Ergänzung, die dazu beiträgt, ein lebendiges und innovationsfreundliches Ökosystem zu etablieren. Das langfristig überlebensfähig ist, weil es gelernt hat, seine DNA selbstständig und regelmäßig zu erneuern.
Innovation braucht Kollaboration
Einzelne Unternehmens-Akteure können zwar kreativ sein und vielversprechende Ideen haben. Den Unterschied zwischen einer Idee und einer Innovation macht jedoch das System. Erst die Art und Weise wie in einem Unternehmen Vorschläge aufgegriffen, wie systematisch experimentiert wird und wie Entscheidungen getroffen werden, bestimmt darüber, ob sie zu einem Erfolg am Markt werden können. Die 59 Innovations-Gene beschreiben in unserem Buch „Corporate Innovation Mindset” diese handlungsleitenden Prinzipien.
It needs a system to change a system
Die systematische Entwicklung eines Unternehmens hin zu einem hybriden Betriebssystem ist in der Praxis kein kontrollierbarer und geplanter Prozess. Der verordnete lineare Wandel scheitert oft. Der Versuch, Unternehmen Top-Down zu verändern, stößt an seine Grenzen. Veränderung passiert in der Regel niemals schnell genug. Dafür sorgt das „Immunsystem“ des Unternehmens, das für die notwendige Stabilität sorgt. Verhaltensroutinen und über die Jahre eingelernte Muster führen zu Blockaden, die leistungs- und innovationshemmend wirken.
Irritation hat Vorrang
Die Veränderungsarbeit bedeutet also Arbeit am System und nicht am Menschen. Denn Menschen tun nichts anders als sich im gegebenen System zu verhalten nach den expliziten und impliziten Regeln und Gewohnheiten. Wie gelingt nun der Transfer von Innovations-Genen als handlungsleitende Prinzipien in die eigene Unternehmens-DNA? Das Handwerkszeug der Veränderungsarbeit ist demzufolge als disziplinierte Übung in konstruktiver Irritation zu praktizieren. Das lehrt uns die Systemtheorie. Folglich ist die Irritation die einzige Möglichkeit, wie wir auf ein System einwirken können. Der bekannte Organisationssoziologe Niklas Luhmann spricht in diesem Zusammenhang von „brauchbar illegalen“ Initiativen, um gemeinsam nach Lösungen für Probleme zu suchen“.
Mit der U-Bootstrategie zur Spielanleitung für Innovation
Erfolgsversprechend sind diese „spontanen regelkonformen Anpassungsversuche“ im Kleinen, die einfach ausprobiert werden dürfen. Auch ohne offiziellen Auftrag oder Segen. Gelingen diese Versuche, so können sie ähnlich wie U-Boote, die kaum wahrnehmbar für Feind und Freund operieren und dabei keine großen Wellen erzeugen, zu sinnvollen Entwicklungsinitiativen anwachsen, die dann das ganze Unternehmen weiterbringen.
Die Geschichte des Buches zeigt, wie damit plötzlich und unerwartet über das „Learning by doing“-Prinzip Spielzüge und Taktiken für das Zusammenspiel von Erforschen (Explorieren) und dem Verwerten von Bestehendem (Optimieren) selbst erlernt werden können. Sie zeigt, wie das Redesign der Unternehmens-Gene und das Entwickeln einer Spielanleitung für Innovation funktioniert, und sich Systeme selbst erneuern können.
Mehr erfahren?
Wie sie diese Experimente in Form von Deep Dives, und Sprints in Ihrem Unternehmen gestalten, erfahren sie im Buch „Corporate Innovation Mindset“ des Autorentrios Markus Berg, Valentin Nowotny und Klaus Weissmann.