Im Kampf um die besten Talente raten wir, auf selbstorganisierte, interdisziplinäre Teams und auf ein iteratives Vorgehen zu setzen. Es hat sich bewährt, verschiedene, flexible Vorgehen im Gepäck zu haben, wenn es unterschiedliche Positionen zu besetzen gilt. Es ist nicht sinnvoll, jeden Kandidaten durch den gleichen, unternehmensweit standardisierten Prozess zu schicken. Vielmehr geht es um den Erkenntnisgewinn, den jede Stufe des Auswahlprozesses mit sich bringt. Zu welchen Kompetenzen des Kandidaten benötige ich weitere Informationen, um den nächsten Schritt im Prozess zu gehen, welche Informationen möchte der Kandidat von mir und unserem Unternehmen, um sich entscheiden zu können?
Was bedeutet „agiles Recruiting“?
Wie im klassischen Produktmarketing sprechen wir hier im Recruiting von zielgruppengerechten Recruitingstrategien. Wie zu Beginn einer jeden Personalauswahl muss auch im agilen Rahmen ein klarer Fokus auf die Zielposition gegeben sein. Nur wenn wir wissen, wen wir brauchen, können wir finden, wen wir suchen. Gleichzeitig muss der Prozess aber auch offen sein für neue, bislang unbekannte Wege. So können Sie bei der Suche auf Kompetenzen und Potenziale treffen, die bislang für ihre unsere Zielposition nicht relevant erschienen und dennoch einen großen Einfluss auf den Erfolg haben.
Eine sinnvolle Investition: Recruiting-Teams
Eine Bereichsleiterin berichtete mir gemeinsam mit ihrer Teamleiterin, dass sie zusammen entschieden haben, aus ihrem Team von 15 Mitarbeitern ein Recruitingteam von 4 bis 5 Kollegen zu bilden. Dieses Team soll zukünftig die wichtigsten Schritte im Auswahlverfahren übernehmen. Dies liegt nun einige Zeit zurück. Inzwischen hat sich das Recruitingteam so gut etabliert und genießt ein so großes Vertrauen, dass es sich ein Veto-Recht bei Einstellungsentscheidungen erarbeitet hat. Spannend ist auch, dass das Recruitingteam bei der Klärung von Anforderungsprofilen inzwischen ebenfalls erfolgreich eingebunden wird.
Dem „trüben Blick“ wirksam entgegentreten
Sehr gerne spreche ich vom „trüben Blick“ einer Führungskraft, wenn es um Anforderungsprofile und Personalauswahl geht. Diese Formulierung ist vielleicht ein wenig provokant. Tatsächlich können Führungskräfte die fachlichen Anforderungen an eine Rolle in ihrem Team sehr gut beschreiben. Bei der Frage, was es wirklich braucht, um in ihrem Team erfolgreich zu sein, ist es jedoch ratsam, das Team mit heranzuziehen. Hier ist der Blick einer Führungskraft oft getrübt, da sie sich in ihrer Führungsrolle oftmals vom operativen Geschehen weit entfernt hat.
Einfach „mal aushalten“ und dem Team vertrauen
So berichtete beispielsweise eine andere Führungskraft von einem Teammeeting, in dem sie auf mein Anraten die Frage „Was braucht der Neue“ diskutieren ließ. Die Diskussion lief zeitlich aus dem Ruder. Ein Folgetermin musste angesetzt werden. Eigentlich wollte die Führungskraft dieser Frage gar nicht so viel Raum geben, dennoch war es ihr eine Freude zu beobachten, wie intensiv sich die Kollegen mit der Frage auseinandersetzen. Im Ergebnis führte diese Diskussion zu einem besseren Verständnis der Teammitglieder untereinander und trug zur Klärung der folgenden Fragen bei:
- Wer macht eigentlich welche Aufgaben und wieso ist das so?
- Wie können wir Aufgaben bündeln und Prozesse verschlanken, wenn wir einen zusätzlichen Kollegen bekommen?
Aus Sicht der Führungskraft ein super Ergebnis, mit dem sie nicht gerechnet hatte. Sie musste „einfach mal aushalten“ lernen, dass diese Diskussionen länger und intensiver geführt wurde, als sie es erwartet hatte. Bislang habe sich dieses Vertrauen ausgezahlt und es habe die Fähigkeiten zur Selbstorganisation im Team gestärkt.
Was braucht es, um in meinem Team erfolgreich zu sein?
Nicht immer ist es notwendig oder genügend Zeit vorhanden, die Frage „Was braucht der Neue“ über mehrere Teammeetings hinweg zu diskutieren. Eine praktikable und schnelle Lösung bietet Perfect Recruiting. Ein spielerischer Ansatz, um gemeinsam im Team ein Kompetenzprofil für die Suche nach einem neuen Kollegen zu erstellen.
Mehr erfahren?
In seinem Buch „Agiles Recruiting“ zeigt Jens Olberding, wie sich die Qualität des Recruiting durch die Einbindung der suchenden Teams erhöhen lässt.