Der erste und bedeutendste Schritt in der Co-Creation ist die Verbindung der Teilnehmenden miteinander und mit dem Ziel auf verschiedenen Ebenen. Diese Verbindung ist die Grundlage für den weiteren Prozess. Im dritten Teil seiner Serie erklärt Georg Michalik wie Co-Creation durch die Verbindung auf sechs Ebenen sicherstellt, dass sich alle Personen auf die nachfolgenden Phasen ganz einlassen können.
Mit anderen selbst das Ganze sein
„Mit anderen selbst das Ganze sein“ ist das Motto, was Co-Creation für die Beteiligten anstrebt. Dass sie zum einen sie selbst bleiben und sich gleichzeitig für die Co-Creation zu einem Ganzen verbinden. Sich so auf den Prozess einzulassen, kann nicht nur „technisch“ erreicht werden. Die Tiefe der Verbindung hat vor allem etwas mit der eigenen Haltung zu tun. Teilnehmer der Co-Creation müssen sich darüber bewusst werden und ihre eigene Haltung entwickeln. Das „Connect-Modell“ der Co-Creation beschreibt, wie Individuen sich auf sechs unterschiedlichen Ebenen verbinden, diese Beziehung aufrechterhalten und sich am Ende wieder daraus lösen:
Wer bin ich? – Verbindung mit sich selbst
Die erste Ebene ist die Verbindung zum eigenen „Ich“: Wer bin ich, der sich da auf die Reise mit den Kollegen zu diesem Ziel machen möchte? Wie funktioniere ich, was ist mir wichtig, wie bin ich in der Zusammenarbeit? Co-Creation braucht im idealen Fall selbstreflektierte Menschen, die mit sich selbst verbunden und mental ganz gegenwärtig sind. Wenige von uns werden sich dauerhaft in einem solch „erleuchteten“ Zustand befinden. Daher beginnt die Co-Creation damit, den Zustand der Selbstreflexion herbeizuführen.
Wer sind die anderen? – Verbindung mit den anderen Individuen
Die zweite Ebene der Verbindung ist die zu den anderen Individuen. Die Beteiligten lernen sich von einer anderen Seite kennen, sind neugierig und einander zugewandt. Das sind großartige Momente gemeinsamer Energie. Die Gruppe ist jetzt an der Tankstelle und tankt Kraftstoff für den Zusammenhalt in den weiteren Schritten.
Wer sind wir? – Verbindung zu einem Team
Die dritte Ebene der Verbindung passiert, wenn sich die Gruppe als Ganzes erkennt. Sie erforscht, was sie auf der menschlichen Ebene zu einem Ganzen verbindet. Die Menschen sehen die Parallelen und die Unterschiede, Gemeinsamkeiten und Synergien in ihren Persönlichkeiten und Geschichten. Sie erkennen mögliche Dynamiken und haben eine geteilte Vorstellung, wie sie damit umgehen können.
Was ist das Ziel? – Die Klarheit darüber, welches Ziel gemeinsam angestrebt wird
Die ersten drei Ebenen finden gewissermaßen „inhaltsfrei“ auf der Beziehungsebene statt. Die folgenden drei Ebenen bringen nun den Sinn und Zweck des gemeinsamen Arbeitens in die Verbindung. Er manifestiert sich zuerst auf der vierten Ebene, in der Zielformulierung oder zumindest in der gemeinsamen Sinnerfassung eines gegebenen Zieles.
Was verbindet mich mit dem Ziel? – Die Klarheit, was sich jeder vom Erfolg erhofft
„What’s in it for me?“ sollte jeder auf Ebene 5 der Verbindung klären: die eigene Verbindung mit dem gemeinsamen Ziel. Das ist nicht nur für jeden selbst wichtig. In funktionierenden Teams wollen Kollegen überzeugt werden, dass alle auch wirklich ein Interesse am Ergebnis haben.
Was verbindet uns mit dem Ziel? – Klarheit, was man sich gemeinsam vom Erfolg erhofft
Auf der sechsten Ebene schließlich gilt es die Frage zu beantworten: „What’s in it for us?“ Aus der Schnittmenge der individuellen Interessen und aus deren Abstraktion ergibt sich der „Purpose“ des Zieles für die ganze Gruppe. Spätestens jetzt muss sich für alle das „Why“ des Vorhabens beantworten.
Durch das sorgsame Erarbeiten der Verbindung auf sechs Ebenen stellt die Co-Creation sicher, dass sich alle Personen auf die nachfolgenden Phasen ganz einlassen können. Dabei erkennen sie, dass sie gemeinsam am gleichen Strick ziehen. Jeder Teilnehmende kann unterschiedliche Gründe haben, warum für ihn das Ziel wichtig ist. Das ist dann kein Problem, wenn es allen bekannt ist und wenn es möglich wird, den gemeinsamen Sinn im Tun zu erkennen.
Mehr erfahren?
In seinem Buch „Co-Creation“ erklärt Georg Michalik die Grundlagen, stellt exemplarische Wege der Umsetzung vor und zeigt, worauf man bei der Einführung und Umsetzung des Co-Creation-Prozesses achten sollte.